Endlich war der Tag gekommen an denen meine vier Pferde von der Quarantäne entlassen wurden und wir sie holen konnten. Ich stand schon wirklich früh auf und ging gleich nach dem Waschen mit den Hunden eine Runde hinaus. Noch war es nicht stressig und ich hatte mir den Wecker extra früher gestellt, sodass ich keinen Stress in der Früh hatte. Die Hunde hatten sich mittlerweile schon gut an das ungewohnte Klima angepasst. Nur Zoey, die älteste mit ihren mittlerweile schon 11 Jahren, hat es an manchen Tagen nicht so leicht. Das bereitete mir manchmal Sorgen aber sie scheint das ganz gut wegzustecken. Anfangs war die Münsterländerin auch ein wenig zurückhaltend. Ganz ungewohnt für die eigentlich so selbstbewusste Hündin, aber andererseits ist es auch nicht üblich einfach mal so tausend Kilometer umzuziehen. Nanc, die schwarze Border Collie Mischung, hatte mit der neuen Umgebung überhaupt keine Probleme. Sie war auch diejenige von den vier Quälgeistern, die den Flug so richtig ohne irgendwas überstanden hat. Keine Müdigkeit, keine kleinen Wehweh’s, einfach Nichts. Von Anfang an hat sie alles Neue unter die Lupe genommen und auch im Stall hat sie sich gleich wie zu Hause gefühlt. Das „Kleinkind“ unter den Hunden, Jocy, hat am Flughafen so jämmerlich geraunzt und geheult. Wenn man nicht wüsste, dass sie das war, hätte man glauben können, es wäre wirklich ein Kleinkind am Schreien. Naja so ist sie eben. Und der Hahn im Korb – Benni? Ja der war irgendwie anfangs total aus dem Wind, aber nachdem wir ihn von der Quarantäne abgeholt hatten und er sich vor Freude erst einmal dreimal anpickeln musste, war auch er wieder der Alte. Aber man muss dazu sagen, den Aussie haben wir seit er ein Welpe ist; der Einzige von den Vieren, den wir direkt vom Züchter haben. Da ist es schon verständlich, dass er sich auch wie so ein Kind benimmt. Auf alle Fälle fuhren wir dann nach der morgendlichen Runde und einem kurzen Frühstück mit dem großen Audi in den Stall, wo Logan und Breanna nicht lange auf sich warten ließen. Breanna war so nett und borgte uns ihren Mann heute. Er würde mit dem großen Transporter fahren und dann die 3 Damen kutschieren. Alex und ich borgten uns einen Zweieranhänger aus und wollten den einzigen Herren dann in sein neues Zuhause fahren. „Morgen. Die Hänger sind schon startklar. Wollt ihr gleich los oder noch einen Kaffee?“ begrüßte uns Breanna; auf Englisch – selbstverständlich auf Englisch. „Ein Kaffee wäre glaub ich keine schlechte Idee.“ meinte Alex und merkte wohl gar nicht, dass ich gerade eben auch etwas sagen wollte. Aber war ja auch egal, ich hätte dasselbe sagen wollen. „Vicki, ich zeig dir vorher noch schnell die Boxen. Ich bin zwar später sowieso hier, aber du willst sicher wissen, wo deine Pferde dann schlafen. Richtig?“ meinte Breanna noch, als wir Richtung Stübchen aufbrachen. Ich nickte zustimmend. Natürlich wollte ich das wissen. Die Männer gingen in der Zwischenzeit schon einmal vor. Zuerst ging es zur alten Scheune, die mir sehr gefiel. Von außen sah sie nicht sonderlich modern aus, aber der Schein trügt. Hier standen die Hengste und somit sollte auch meiner hier untergebracht werden. Soweit ich das erkennen konnte neben Constantine, einem Pferd von Logan. Schicker Schimmel; Springpferd – natürlich. Miri würde im Neubau, also in einer Außenbox unterkommen, worüber ich sehr froh war, denn sie war es von Vesland gewohnt in einer Außenbox zu stehen. Die anderen beiden allerdings werden in den Innenboxen wohnen. Die beiden kannten nichts anderes und auch wenn ich eher ein Freund von Außenboxen bzw. Paddockboxen war, war ich froh, dass sich die Pferde nicht umstellen mussten. Das fremde Klima und die fremde Anlage würden schon ausreichen. Genügend Veränderung.
Die Fahrt zum Flughafen über war ich schon wieder hibbelig, sodass ich Alex fahren ließ. Die Hunde hinten machten keinerlei Probleme. Autofahren waren die vier gewohnt; auch mit Hänger, auch aufs Turnier, die vier waren sowieso fast alles gewohnt. Tolle Hunde eben. Und bald hatte ich meine tollen Pferde wieder bei mir. Natürlich nicht alle. Denn ich konnte ja keinen ganzen Stall mit nach Hawaii nehmen – die Kosten. (Die waren ja für die Autos schon enorm hoch gewesen. Auch wenn es keine Millionen gekostet hat, so wie Jeanine meint.) Die beiden Rentner Concerto und Class – die ich ja auch schon auf Rosenberg besaß – blieben auf dem Rv Ehra und konnten dort ihre Rente in Ruhe genießen. Dort waren sie gut aufgehoben und die lange Reise nach Hawaii war mir einfach zu riskant bei den beiden. Fit waren sie ja noch, aber das konnte sich bei solchen Strapazen ja schnell ändern. Und unser Joe blieb natürlich auch wo er war. Wer Joe ist? Ein wirklich schicker Sprinter. Der braune Hengst steht auf Golden Racehorses und wird von dem Team dort vorgestellt. Gehören tut er aber Alex und mir. Unser erster eigener Galopper. Aber um selber auf Rennen zu starten?! Pah! Abgesehen davon, dass wir beide zu groß (und vermutlich auch zu schwer) sind, würde sich keiner von uns zutrauen als Jockey in den Sattel zu steigen. Nein danke, dass überlass ich dann lieber den Profis. Und die beiden Vollblüter, die wir auf Ehra hatten sollten auch bald zu Golden wechseln, das müssen wir aber noch alles besprechen und in die Wege leiten. Dann haben wir drei Galopper. Aber das ist eigentlich schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Am Flughafen brauchten wir, dank Logan, dann zum Glück nicht lang bis wir die richtige Einfahrt gefunden hatten. Und ebenso schnell ging es beim Papierkram. Logan war da ja wohl schon ein Profi, was Pferde von der Quarantäne abholen anging. Zum Glück. Alex und ich hätten vermutlich ewig gebraucht. Ich kann euch gar nicht sagen wie froh und erleichtert ich war, als ich meine HottaHüs wieder sah. Natürlich dauerte es erst einmal, bis ich alle begrüßt hatte und ein paar Tränchen wurden auch verdrückt. Sogar Alex schien sich darüber zu freuen, dass wir die Pferde wieder hatten. Und obwohl ich die ganzen Wochen über nicht gemerkt hatte, dass er ebenso angespannt gewesen ist wie ich, merkte man jetzt wie erleichtert er war. Wir packten die Pferde in ihre Transportgamaschen und dann anschließend in die Hänger. Die Fahrt über verlief eigentlich ganz ruhig; bei den Stuten. Denn Liebesbote machte ganz schön Lärm im Hänger. Eigentlich war er es gewohnt manchmal alleine zu fahren – Hengst eben – aber heute schien er es alles andere als lustig zu finden. Nungut, ich sah darüber hinweg. Dauerte ja auch nicht allzu lang bis wir wieder im Stall waren und die Pferde ausladen konnten. Ich ging gleich zu LL Cool (Liebesbotes Rufname) und befreite ihn aus dem Hänger. Gekonnt stieg er von der Rampe und blieb dann erst einmal total angespannt stehen und streckte den Kopf in die Luft. Er flehmte zuerst und danach wieherte er genau in mein Ohr. „Danke, mein Lieber.“ sagte ich leise und ging dann in Richtung der Hengststallungen. Alex und Logan begannen in der Zwischenzeit die Stuten auszuladen. Breanna kam ihnen zur Hilfe. Ich versorgte LL in seiner Box. Also Transportgamaschen runter, Halfter abnehmen und dann mal aus der Box, denn im Moment hatte er andere Gedanken, als sich von mir knuddeln zu lassen. Ich beobachtete ihn noch ein klein wenig, als er mit seinem Boxennachbar Kontakt aufnahm und dann einen kräftigen Schluck aus der Tränke nahm. Ich würde später nochmals vorbeischauen; des Öfteren vermutlich. Aber jetzt wollte ich zu den Stuten schauen. Breanna hatte Miri mittlerweile schon in ihre Box gebracht und dort wollte ich gleich hin. Sie war gerade dabei die Gamaschen abzunehmen. Ich bedankte mich bei ihr und wir unterhielten uns ein wenig über die Stute. Als ich sie mir so ansah, merkte ich, dass einiges an Muskeln fehlte und ich sah schon die Arbeit auf mich zukommen, die es brauchte die Pferde wieder auf den alten Trainingsstand zu bringen. Aber gut, das würde schon werden. Und wie sagt man so schön? Der Weg ist das Ziel. Am Schluss besuchte ich noch Cheppy und Letty. Die beiden hatten zwei Boxen nebeneinander bekommen, was mich sehr freute. Auch die beiden brauchten wieder mehr Training. Ich wusste, ich würde es langsam angehen. Heute wollte ich nochmal bei allen Vieren vorbeischauen, ob es ihnen gut geht. Morgen würden sie dann mal alleine auf die Koppel kommen und in den nächsten Tagen dann in ihre neuen Herden eingegliedert werden. Und erst dann wenn sich alles beruhigt hat, werde ich langsam anfangen. Mit Longieren, Stangengymnastik an der Longe und lockeren Ausritten. Es würde also noch seine Zeit dauern, bis ich mich mit Jeanine wieder an Turnieren messen könnte. Ich denke darauf wird sie sich ganz besonders freuen.
„Wo sind denn meine roten Lackpumps!“ rief ich quer durch das Haus. Schon seit einer gefühlten Ewigkeit war ich auf der Suche danach. Eines meiner Lieblingspaare, aber bis jetzt hatte ich sie noch nicht gebraucht. Mittlerweile sind wir jetzt schon seit 1 Wochen hier in der Wohnung und konnten schon so einiges einrichten. Allerdings sah es trotzdem noch aus wie das Chaos höchstpersönlich. Aber Ordnung herrschte bei uns generell nie. Für Ordnung waren wir viel zu chaosliebend. Nunja, aber die Schuhe fand ich trotzdem nicht, auch wenn ich sonst ganz gut in unserem Chaos zurechtkam. „Woher soll ich das denn wissen Schatz?“ ertönte eine Stimme im Türrahmen. Ich zuckte ein wenig zusammen, hatte ich doch geglaubt, Alex wäre unten im Wohnzimmer. „Hab sie.“ War meine Antwort, als mir das Paar aus einem der zahlreichen Klamottenkartons entgegenleuchtete. Ich zog sie mir an und warf einen prüfenden Blick in den Spiegel, der noch immer nicht an der Wand hing. „Ja na dann lass uns endlich los.“ foppte ich meinen Ehemann, der schon seit mindestens einer halben Stunde fertig war und auf mich wartete. Ein müdes Lächeln war die einzige Antwort die ich bekam. Aber Alex war das ja schon gewohnt. Schließlich kannte er mich ja jetzt schon eine Weile. Ich zog mir unten also noch meine Jacke über das Kleid und dann konnten wir auch schon los. Heute Abend wollten wir uns mit Jeanine, Rick und Steffi treffen. Gesehen hatten wir uns natürlich schon, seit wir hier sind, aber so richtig Zeit zum Quatschen und Plaudern und Blödeln und einfach wieder Zeit mit alten Freunden verbringen, hatten wir bis jetzt noch nicht gehabt. Und heute wollten wir uns in der Bar treffen, in der Alex arbeitete. Die „PROhibition“ ist so eine tolle Bar. Mir gefällt sie wirklich gut. Alles Stilecht und so detailgetreu. Und vor allem leistbar. Die Hunde mussten zuhause bleiben. Auch wenn es in der Bar erlaubt ist, Hunde mitzunehmen, wollten wir sie heute daheim lassen. Abgesehen davon wollten wir nicht mit einem der großen Autos fahren sondern mit dem kleinen Flitzer. Apropo: Unser Fuhrpark war kurz nach unseren Möbeln eingetroffen. Und Fuhrpark trifft es wohl ganz gut. Kaum vorzustellen, aber Alex und ich haben uns in den Jahren ganze 7 (!!) Autos angeschafft und keines davon sollte zurück in Vesland bleiben. Alex war sowieso schon immer ein Autofreak gewesen und mittlerweile hat er mich schon ein wenig angesteckt. So besitzen wir nun einen Audi Q7 (der sozusagen mein Stallauto ist und dementsprechend vollgeräumt ist und riecht), einen Audi A3 (der mein Alltagsauto ist), einen Ford Mustang Shelby GT500 Fastback (der MEIN absolutes Liebling ist, weil ich schon immer genau so einen haben wollte). Dann gibt es da noch den Chevrolet Impala SS Hardtop Coupé (der eigentlich Alex gehört), den Dodge Charger 383 Magnum (den ich eher selten bis nie fahren darf, weil er eigentlich auch Alex gehört), den Ford F-1 Pick-up (der wahnsinnig toll aussieht und den ich auch gern fahr, auch wenn er meistens herumzickt, wenns ums Kuppeln geht) und zu guter Letzt dann den Nissan GT-R (den sogenannten kleinen Flitzer, mit dem Alex meistens unterwegs ist). Aber zurück. Wir wollten also los in die Bar. Und natürlich musste dann Nanc losheulen. Immer dasselbe Theater. Der Hund konnte einen manchmal wirklich in den Wahnsinn treiben. Sie ist immer diejenige die partout nicht alleine bleiben will (obwohl ja eigentlich 3 andere Hunde da sind -.-). Da wir schon ziemlich spät dran waren, wegen mir natürlich, schnappte ich mir kurzerhand die Leine der schwarzen Hündin und nahm sie mit. „Schatz. Dann fahren wir aber mit dem Audi.“ raunzte Alex sofort. Nagut sollte mir doch egal sein mit welchem Auto wir nun fahren. Ich warf meinem Mann also den Autoschlüssel hinüber und packte den Hund in den Kofferraum. Dann fuhren wir endlich los.
In der Bar angekommen – nach tausend Stunden Parkplatz suchen – hatten wir die drei dann ganz schnell gefunden. Alex machte noch einen kurzen Abstecher seine Kollegen begrüßen und wir anderen machten es uns in der Zwischenzeit bei unserem Tisch gemütlich. Nancy ebenso. Mittlerweile war sie schon öfters mit in der Bar gewesen, bevorzugte es trotzdem sich unter meinen Stuhl gemütlich zu machen. Und den restlichen Abend verbrachten wir einfach nur mit tratschen. Vor allem wir Frauen redeten viel untereinander. Die beiden Mannsbilder hatten aber auch ihren Spaß.
Also auf nach Hawaii. Soweit war alles erledigt. Wir haben jemanden gefunden, der die Anlage des Reitvereins übernimmt. Samt Pferden, samt dem Schwein und samt den Einstellern. Unglaublich, dass wir so jemanden gefunden haben grenzt ja eigentlich an ein Wunder.
Ein Ehepaar mit Kindern. Ein wirkliches Wunder. Gerry und Theresa Webber. Zwei amerikanische Vesländer. Hört sich komisch an. Geboren sind beide in Vesland, ihr Leben verbrachten sie aber hauptsächlich in Amerika. Zusammen mit ihren drei Kindern sind sie wieder zurück nach Vesland gekommen. Joshua, Betrisha und Jeremiah. Und diese herzliche und liebevolle Familie hat nun den Reitverein gepachtet. Die ersten drei Monate blieben wir noch bei ihnen und unterstützten sie. Aber genug von denen. Schließlich wollte ich ja eigentlich erzählen wie es war hier her zu kommen.
Der Tag an dem die Reise begann. Ich war wirklich total nervös. Die Pferde waren alle schon eine Woche zuvor in Quarantäne. Ich kann euch gar nicht sagen, wie nervös und unruhig ich in dieser Woche war. Furchtbar. Alex muss ja sehr unter mir gelitten haben. Ich war völlig fertig mit den Nerven. Es wurde auch nicht besser, als dann die Hunde soweit fertig gemacht wurden um für den Flug vorbereitet zu werden. Den laaaaangen Flug, den endlos langen Flug. Die ganze Zeit über saß ich wie auf heißen Steinen. Alex schlief irgendwann mal ein. Und auch ich konnte trotz Sorgen irgendwann nicht mehr munter bleiben. Natürlich gab es nicht sowas wie einen Direktflug, das wäre ja auch viel zu schön gewesen. Einmal wurde umgestiegen und einmal mussten wir planmäßig zwischenlanden und tanken. Nie konnte ich nach den Tieren sehen. Abgesehen davon, dass es nicht erlaubt gewesen wäre, wäre auch keine Zeit gewesen. Erst in Hawaii am Flughafen konnte ich als erstes die Hunde entgegen nehmen. Endlich. Alle vier waren sichtbar erschöpf, freuten sich aber trotzdem uns zu sehen. Wir versuchten alles so schnell wie möglich abzuwickeln und raus vom Airport zu kommen. Alex kümmerte sich um das Gepäck und ich holte die Hunde und erledigte den Papierkram. Mitnehmen konnte ich sie allerdings noch nicht. Sie mussten noch 5 Tage in Quarantäne bleiben. Extrem lange, aber wenn man bedenkt, dass es auch im schlimmsten Fall 120 sein könnten, sind 5 Tage ja noch kurz. Bei den Pferden würde das anders ablaufen. Die drei Stuten hatten 17 Tage vor sich und der Hengst 33. Da es vom Flughafen bis zur Anlage von Sporthorses James noch ein Stück zu fahren ist wollten wir die 5 Tage auf die Hunde warten. Die Pferde würden dann nach 33 Tagen nachholen. Ich wollte sie selbst abholen und Breanna hatte uns versichert wir könnten den großen Transporter für die Stuten nehmen und einen Hänger für den Hengst. Logan würde uns vermutlich auch begleiten. Das wäre dann die letzte Hürde, ehe wir zur Ruhe kommen könnten. In diesen 30 Tagen kommen auch unsere Möbel und die ganzen Sachen von den Pferden. Wir hatten also Zeit uns halbwegs einzurichten, ehe der Alltag wieder anging. Alex begann dann aber schon nach zwei Wochen zu arbeiten. Er hatte ja schon von Vesland aus schnell eine Stelle als Barkeeper gefunden. In einer echt schicken Bar im Stil der Prohibitionszeit. Mittlerweile schon sowas wie unsere Stammkneipe.
Ein eigener Stall. Ein eigenes Reich, wo man alles selbst bestimmt. Einfach etwas Eigenes. Wer hegt nicht diesen Traum. Seinen Pferden ein eigenes Heim zu bieten. Genauso war das auch bei mir. Nachdem Rosenberg seine Pforten schloss stand ich erst einmal vor einem schwarzen Loch. Wohin mit den Pferden? Wohin mit mir? Auf der Suche nach einem neuen Stall, nach einem neuen Zuhause, nach etwas Neuem, wo man sich genauso heimisch und gut aufgehoben fühlt wie auf Rosenberg. Auch wenn einige Ställe dabei waren, die durchaus Potenzial dazu hatten, irgendetwas hatte immer gefehlt oder nicht gepasst. Keine Hengsthaltung, nur Einzelhaltung für Hengste, zu weit weg, zu viel Trubel, ein wenig zu ruhig, zu groß, zu unpersönlich. Die Liste ist endlos. Im Endeffekt kam dann irgendwann das Thema einer eigenen kleinen Anlage auf. Nur ein paar Boxen für meine Pferde und eventuell ein, zwei Einsteller. Alex und ich haben uns lange darüber unterhalten. Und er wollte mich unterstützen.
Unsere Suche gestaltete sich auch nicht als sonderlich einfach. Aber irgendwann wurden wir dann in Vesland fündig. Ich möchte nicht zu ausführlich werden; nur so viel: wir waren überglücklich und es hat wirklich alles gepasst. Fünf Jahre lang. Aber irgendwann war es soweit. Ein eigener Stall braucht so viel Energie und Zeit. Und auch wenn man es gerne macht, es nimmt so viel von einem in Anspruch. Ich konnte nicht mehr. Anfangs wollte ich es ja nicht einsehen und Alex machte sich scheinbar wirklich Sorgen um mich. Dadurch kam es auch immer wieder zu Diskussionen und Streitereien. Aber schlussendlich hatte er Recht und so musste ein weiterer Entschluss her. Was machen wir mit der Anlage, mit unseren Einstellern und ich mit meinen Pferden? Wohin würden wir gehen oder würden wir da bleiben und einfach nur die Führung abgeben? Aber es kam unerwartet:
Jeanine war der Auslöser; wie so oft. Nachdem sie erfahren hatte, dass es nicht so gut um den Rv Ehra stand, begann sie mir in den Ohren zu liegen, „Komm zu uns! Zu uns nach Hawaii.“ Das kann sie ja hervorragend – jemanden in den Ohren liegen. Aber genauso ist Jeanine und genauso habe ich sie kennen gelernt und genauso wird sie immer sein, und das ist auch gut so. Aber nach Hawaii ziehen?! Sollte ich mir das wirklich antun? Würde Alex mitspielen? Und vor allem, die Pferde. Nachdem wir den Reitverein übernommen hatten, blieb es ja nicht bei meinen 6 Pferden, die ich von Rosenberg mitgenommen hatte. Nein, es waren ein paar mehr geworden. Darunter Ältere genauso wie Jungspunde. Und die Kosten? Der Flug, die Quarantäne, die Fahrt, das alles würde eine Unsumme kosten. Es war unmöglich nach Hawaii zu ziehen mit Sack und Pack. Und ich lehnte Jeanine ab; immer wieder. Auch wenn es theoretisch die beste Lösung gewesen wäre. Und wieder stand Alex hinter mir. Mein Mann. Sowieso der Allerbeste auf der ganzen Welt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Es wurde der Entschluss gefasst, nach Hawaii zu gehen. Es folgte Planung. Alle Pferde konnte ich nicht mitnehmen. Es war unmöglich. Wir mussten jemanden finden, der die Anlage kaufte oder übernahm oder pachtete. Wir mussten jemanden finden, der mir die Pferde abnahm, die nicht mit nach Hawaii kamen. Es war wirklich eine Anstrengung. Nochmals so viel Kraft opfern. Aber wir haben es geschafft.