1 Ankunft auf Hawaii

„Bald lasse ich das alles hinter mir.“, murmle ich und sehe aus dem Fenster des kleinen Lokals. Der Regen fällt in dicken Tropfen auf die Erde. Hier im Lokal ist es schön warm, aber draußen sind es gerade mal 5 Grad. Ich nippe an dem Cappuccino und betrachte die Boing 747, die gerade ihr Gate ansteuert. Sofort stürmen die ersten Menschen in die Maschine.
„Die Boing 747 ist bereit zur Abfahrt. Bitte begeben Sie sich auf ihre Plätze.“, höre ich die Lautsprecherdurchsage und trinke meinen Cappuccino aus. Nun ist es so weit. Es geht los.
An Board des gewaltigen Flugzeuges werde ich von einer netten Stewardess empfangen, die mich zu meinem Platz führt. Direkt am Fenster. Sehr schön! Das Flugzeug rollt langsam zur Startbahn. Ich schnalle mich an, schließe die Augen und spüre die kräftigen Motoren und Turbinen, die den Vogel auf volle Touren bringen. Kurz darauf ist der Vogel in der Luft und gleitet über die Wolken. Das Motorengeräusch fängt an, mir ein Schlaflied zu singen…

Mein neues Leben würde ich in Hawaii beginnen. Genauer gesagt, auf Hawaii. Es gibt da nur ein winziges Problem: Ein Direktflug von Deutschland nach Hawaii ist leider nicht möglich. Aber immerhin habe ich es bis nach Honolulu geschafft. Die Frage ist jetzt nur, wie ich von hier aus zu der Insel komme. Wenigstens scheint die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Mir wird gleich ganz warm in meiner dicken Jacke, also entschließe ich mich dazu, erst ein mal eine Damentoilette aufzusuchen und mich dort umzuziehen. Gesagt, getan. In einem hübschen Lokal bestelle ich ein Glas Wasser und ziehe mich um. Mit kurzen Jeanshosen und einem grünen Top ist es gleich viel angenehmer. Ich erkundige mich bei der Barchefin, wie ich am schlausten nach Hawaii komme. Die freundliche blonde Frau mit der hübschen rosa Blume im Haar schickt mich nach Pearl Harbor, dem hawaiianischen Hafen.
Ein warmer Wind bläst mir ins Gesicht. Ich erkundige mich bei einem Fischer, ob es hier die Möglichkeit gibt, mit einem Schiff oder von mir aus auch einem Boot, nach Hawaii zu kommen.
„Da werden Sie hier nicht viel Glück haben. Die Überfahrt, wenn Sie denn überhaupt einer der Fischer mitnimmt, würde den ganzen Tag dauern.“, vernehme ich eine Stimme hinter mir. Ich drehe mich langsam um. Ein junger Mann mit braunen Haaren und grünen Augen steht grinsend hinter mir.
„Ach ja? Haben Sie dann vielleicht einen besseren Vorschlag?“, frage ich ihn zuckersüß und schiebe meine Sonnenbrille in mein blondes Haar.
„Ja sicher. Ich könnte Sie hin bringen. Wohin denn eigentlich genau?“
„Nun, ich arbeite bei Sporthorses James.“
„Ah ja, das kenne ich. Und wo wohnen Sie?“
„In Waimanalo. Ich glaube aber nicht, dass es dort einen Flughafen gibt.“
Mein Gegenüber lächelt mich charmant an: „Lassen Sie das mal meine Sorge sein. Kommen Sie, ich bringe Sie nach Hause.“, sagt der hoch gewachsene muskulöse Sunnyboy und setzt sich seine Fliegerbrille auf. Amüsiert folge ich ihm und stelle fest, dass er zu einer alten Sprühmaschine aus dem Jahr 1941 geht.
„Ist das Ihre?“, frage ich verblüfft und streiche vorsichtig über den roten Lack.
„Ja. Normalerweise fliege ich keine Leute von A nach B, aber bei Ihnen mache ich heute mal eine Ausnahme.“, sagt er und zwinkert mir zu. Er reicht mir eine lederne Fliegermütze und eine Schutzbrille: „Hier, das sollten Sie aufsetzen.“ Kurz darauf sind wir in der Luft.

„So, da wären wir!“, sagt der Pilot und stellt den Motor ab. Der Flug hierher hat nicht mal 20 Minuten gedauert.
„Vielen Dank. Was bekommen Sie?“, frage ich höflich und krame meinen Geldbeutel aus meiner Handtasche hervor.
Der junge Mann hebt abwehrend beide Hände: „Schon OK. Ich fliege gern. Sie brauchen mir nichts dafür zu geben. Gut, dann werde ich mich mal auf den Rückweg machen. Ihnen noch viel Glück und wenn Sie wieder mal einen Piloten brauchen, Sie wissen ja wo Sie mich finden.“, sagt er und startet erneut den Motor. Ich lächle ihn dankend an und sehe ihm hinterher, wie er am Himmel verschwindet.
Wenn alle Hawaiianer so nett sind, dann kann ja nichts mehr schief gehen.
Da mich der Pilot auf einem Feld, nahe Waimanalo, abgesetzt hat, habe ich es nicht weit bis zu meinem Haus. Waimanalo ist keine riesige Stadt, eher ein kleines Dorf, aber man bekommt hier alles was man so braucht. Ich war bereits ein Mal hier gewesen, um mir das Haus anzusehen und um zum Vorstellungsgespräch zu Breanna James zu gehen. Die rothaarige Frau war mir auf Anhieb sympathisch. Wir haben uns gut verstanden und somit wurde schnell klar, dass ich bei Sporthorses James anfangen könnte. Das kleine Häuschen hatte ich mir direkt im Anschluss angesehen und mich sofort verliebt. Mein Haus befindet sich nur wenige Minuten vom Strand entfernt. Wenn ich aus dem Wohnzimmerfenster sehe, erstreckt sich vor mir der pazifische Ozean. Ein Traum!
Aufgeregt stecke ich den Schlüssel ins Schloss und öffne die Tür. Der Makler, der mir das Haus verkauft hat, hat sich auch um meinen Umzug gekümmert. Meine Möbel stehen bereits in den jeweiligen Räumen. Ich werde zwar noch einiges umräumen müssen, aber bewohnbar ist das Haus schon mal. Die unzähligen Umzugskartons werde ich dann auch nach und nach ausräumen. Der erste Weg jedoch führt mich direkt ins Wohnzimmer. Durch die komplett verglaste Seitenwand sehe ich auf den blauen Pazifik. Ich öffne die große Glastür, die auf die Veranda führt und höre dem Rauschen der Wellen zu. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, endlich wieder neu anfangen zu können! Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten, dass es mich mal nach Hawaii verschlägt, aber bei einem solchen Jobangebot konnte ich nicht Nein sagen. Die Sonne streicht mir übers Gesicht. Ich atme den Duft des Ozeans tief ein, schließe die Augen und fühle mich frei und lebendig. Die Schließung meines alten Stalles hatte mir schon sehr zu schaffen gemacht, aber jetzt habe ich das Gefühl, dass doch noch alles gut wird.
Bevor ich aber an meinen ersten Arbeitstag denke, muss ich wirklich einiges an der Wohnung tun. Als erstes gehe ich ins Schlafzimmer im ersten Stock. Es liegt direkt über dem Wohnzimmer, also habe ich auch von hier aus diesen atemberaubenden Blick auf den Pazifik. Wenigstens mein Bett steht an Ort und Stelle, direkt am Fenster. Meine komplette Einrichtung ist in einem schlichten Weiß gehalten, so auch mein Kleiderschrank, den ich erst mal mit meinen ganzen Klamotten fülle. Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Sachen zum anziehen habe! Nun ja, die Winterkleidung kann ich dann ja jetzt im Keller ganz weit unten verstauen, denn hier auf Hawaii ist es das ganze Jahr über warm und sonnig. Meinen Regenmantel lasse ich aber vorerst noch in der Flurgarderobe hängen, da es auf Hawaii von Oktober bis März ziemlich viel regnen soll. Nachdem ich auch den letzten Umzugskarton mit Wintersachen in den Keller geschafft habe, mache ich mich daran, mein Badezimmer einzurichten. Auch das Bad ist in weiß gehalten, jedoch mit einzelnen gelben Fliesen versehen. Auch der Duschvorhang und die Dekoration ist in einem sonnigen gelb gehalten. Für die Einrichtung des Badezimmers habe ich sage und schreibe nur 1 Stunde gebraucht! Lob an mich selbst!
Voller Tatendrang stürze ich mich nun noch auf die Einrichtung der Küche. Da hier eine weiße Einbauküche bereits beim Kauf vorhanden war, muss ich wirklich nur noch alle Küchenutensilien einräumen. Auch hier benötige ich eine Stunde und 30 Minuten. Nun bin ich aber doch etwas geschafft und setze mich auf die Veranda. Die Sonne meint es immer noch gut. Kaum zu glauben, dass ich jetzt nie wieder frieren werde, zumindest nicht so wie in Deutschland bei -25 Grad Kälte. Ich atme noch ein Mal tief durch und begebe mich dann zu meinem Auto.

Hawaii ist wirklich schön! Ich genieße die außergewöhnliche Landschaft auf dem Weg zu meinem neuen Arbeitgeber. Schon von weitem sehe ich die noble Anlage. Mein Herz macht einen Satz. Ich reihe meinen dunkelgrünen Jeep in die Schlange der parkenden Autos ein und steige aus. Kaum habe ich den Hof betreten, da kommt mir die kleine Breanna 2 entgegen.
„Hallo Evelyn!“, grüßt mich Julie, die Nichte von Breanna, höflich. Mit ihren roten Haaren und silbergrauen Augen sieht sie ihrer Tante verdammt ähnlich.
„Hey Julie! Weißt du wo Breanna ist?“
„Ich vermute mal im Stall, auf den Weiden oder auf dem Reitplatz. Irgendwo wird sie schon sein.“
„Danke dir.“, sage ich freundlich und gehe in Richtung des Dressurplatzes. Mein kleines Stupsnäschen hatte den richtigen Riecher: Breanna sitz zusammen mit dem Dressurtrainer Ben an der Bande und beobachtet eine Reitgruppe.
„Hallo Breanna! Hallo Ben!“, grüße ich meine neue Chefin und meinen neuen Arbeitskollegen freundlich.
„Ach hallo Evelyn! Du bist ja schon zeitig da. Freut mich dich wieder zu sehen!“, sagt Breanna. Ben signalisiert mir mit einem Grinsen und einem Kopfnicken, dass er leider wieder an die Arbeite muss.
„Ich freue mich auch endlich hier zu sein.“, sage ich strahlend.
„Sehr schön, na dann komm gleich mal mit, ich gebe dich mal in die Obhut von Logan. Er teilt dir deine Pferde zu.“, sagt die schwangere Breanna und geht flotten Schrittes in Richtung Weide. Ich folge ihr und habe Mühe bei ihrem flotten Tempo mitzuhalten. Also wenn ich schwanger bin, dann will ich auch so schnell laufen können!
„Schatz! Evelyn ist da. Kannst du ihr bitte ihre Pferde zeigen?“, brüllt Breanna über die komplette Weide. Ihr Mann Logan und der Bereiter Cooper stehen am Zaun und schauen neugierig zu uns herüber.
„Ja ich bin gleich da!“, kommt da auch schon die Antwort von Logan.
„Gut Evelyn, die Männer sind da gleich fertig. Warte einfach hier. Ich muss wieder zurück zu der Reitstunde. Du kennst dich ja bereits hier aus. Logan hat auch gleich noch eine Aufgabe für dich, aber das wird er dir gleich selbst sagen. Wir sehen uns später. Bis dann!“
„Bis dann.“, sage ich noch, aber Breanna ist schon weg. Dafür kommt eine hübsche braune Stute mit Keilstern auf mich zu und bleibt am Koppelzaun direkt vor mir stehen. „Na du? Wer bist du denn?“, frage ich die hübsche Stute. Sie bläst mir ihren Atem ins Gesicht. Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen. Ich gehe etwas in die Knie und hauche der Stute ganz behutsam meinen Atem in die Nüstern. Angestrengt und mit gespitzten Ohren atmet sie meinen Duft ein, dann flehmt sie.
„Wie ich sehe hast du dich mit Thalia schon bekannt gemacht. Sie wird eines der Pferde sein, um die du dich ab heute kümmern wirst.“, vernehme ich da die freundliche Stimme von Logan. Mit Cooper im Schlepptau taucht er hinter Thalia auf.
„Hallo Logan, hallo Cooper.“, begrüße ich sie freundlich. Logan lächelt mich offen an, Cooper senkt seinen Blick und läuft rot an.
„Hey Evelyn. Wir freuen uns alle sehr, dass du nun doch bei uns anfängst.“, sagt Logan im Brustton der Überzeugung.
„Ich freu mich auch! Und Thalia soll ich betreuen?“
„Ja genau. Thalia und noch 2 Hengste. Die Beiden Raufbolde sind nicht ganz so einfach, aber du wirst mit denen schon fertig werden.“
„Das bekomm ich sicher hin.“, sage ich grinsend zu ihm.
Er klopft mir mit der Hand auf die Schulter: „Klar wirst du das!“
„Breanna hat mir erzählt, dass du eine Aufgabe für mich hast?“, forschend sehe ich den Ehemann meiner Chefin an.
„Ja das habe ich. Du hättest morgen die Möglichkeit mit deinen 3 Pferden auf eine Zuchtveranstaltung zu gehen. Du müsstest sie nur mustern. Ich würde es heute gern ein Mal mit dir und Cooper zusammen üben, damit morgen auch alles glatt läuft.“
Mit erstauntem Blick sehe ich von Logan zu Cooper und wieder zurück. Ich bin noch nicht mal 24 Stunden hier und schon soll ich aufs Turnier?! Oh man, hier wird man ja sofort ins kalte Wasser geschmissen! „OK, fangen wir mit Thalia an?“, frage ich Logan, der meine Reaktion grinsend beobachtet hat.
„Ganz wie du möchtest. Cooper hilft dir beim fertig machen. Wir sehen uns dann auf dem Springplatz. Ich hab schon alles aufgebaut. Breanna kommt auch dazu und Ben und Rick.“
„Und das restliche Team?“, frage ich entsetzt.
„Na ja, wenn ein Neuankömmling auf den Hof kommt, sind eben alle neugierig.“, sagt Logan schmunzelnd. „Sieh es positiv, dann hast du deine Feuerprobe gleich hinter dir.“
Oh man, das wird ja der reinste Spießrutenlauf! Vermasseln darf ich das jetzt aber echt nicht! Alle meine Arbeitskollegen werden mir zusehen und wenn mir nur der kleinste Fehler passiert, werde ich bestimmt auf ewig in Ungnade fallen und für immer das letzte Licht sein… Oh bitte lieber Gott, lass alles gut gehen!

Cooper hat bereits Halfter und Strick für Thalia geholt. Verlegen reicht er es mir. Ich lächle ihn dankend an, woraufhin er rot anläuft wie eine Tomate. Ich kümmere mich nicht weiter darum und lege Thalia das Halfter an. Während wir zum Putzplatz laufen, frage ich Cooper über die braune Stute aus. Ich bürste die Stute nur flüchtig über, während Cooper ihre Trense holt und die beiden Trensen der anderen beiden Hengste gleich mitbringt. Routiniert lege ich der Württembergerin das schwarze Leder an und verschnalle alles passend, dann nehme ich die Zügel entsprechend in die rechte Hand und laufe los zum Springplatz. Wie ich erwartet habe ist der Springplatz voll von Schaulustigen. Ich merke, wie langsam Nervosität in mir hoch kriecht.
„Na dann wollen wir mal.“, murmle ich und führe die Stute an. Wie ich es in Deutschland gelernt habe, stelle ich Thalia vor den Richtern (Logan, Dan, Rick und Breanna) auf. Natürlich so, dass sie zu ihren Betrachtern hin offen steht. Ich stelle die Stute kurz vor und gehe dann im Schritt von den Richtern weg und dann wieder auf sie zu, um im Anschluss auf die Dreiecksbahn zu gehen. Cooper kommt mit der Peitsche hinterher, um Thalia ein wenig anzutreiben. Thalia hat einen sehr schönen Trab, den ich aber problemlos mitlaufen kann. Ich stelle die Stute noch einmal vor meinen Vorgesetzten auf und führe sie dann zurück auf die Weide.
In der Zeit hat Cooper schon den nächsten Kandidaten geholt. Mir bleibt fast die Luft weg, als ich den Hengst, den Cooper gerade zum Putzplatz am Hengststall führt, sehe. Ich habe selten ein Pferd gesehen, das ein so makelloses Exterieur hat. Zudem ist der bildschöne Fuchs sehr schön gezeichnet. Eine weiße Blesse ziert seinen markanten Kopf. An den Hinterbeinen blitzen 2 weiße Füße. Schnell bürste ich Karlsson über und lege ihm seine Trense an. Er scheint ein sehr genügsamer und verschmuster Kamerad zu sein. Ich klopfe ihm den Hals und begebe mich dann mit ihm zum Springplatz. Wir werden bereits erwartet. Ich wiederhole die Aufgabe, wie ich sie bei Thalia erledigt habe. Beim Aufstellen steht Karlsson etwas unruhig, da er es für wichtiger hält, in meinen Hosentaschen nach etwas essbarem zu suchen. „He! Konzentration bitte!“, fordere ich von dem Württemberger Hengst. Das Laufen auf der Trabbahn verläuft ohne weitere Zwischenfälle. Auch das erneute aufstellen funktioniert tadellos. Erleichtert über das angenehme Wesen des Hengstes, bringe ich ihn zurück zur Weide, wo Cooper schon mit dem nächsten Brocken auf mich wartet.
Bereits, als ich den Strick in die Hand nehme, legt der Fuchs die Ohren an und schaut mich mürrisch an. „He du Stinker. Ich tu dir doch nichts.“, versuche ich den schönen Trakehner einzulullen, aber Kuchen. Mit einer ruckartigen Bewegung entzieht er sich meiner Hand, die ich ihm gerade an den Hals gelegt habe.
„Ja der ist n bisschen komisch.“, tönt da auch schon Cooper.
„Ach was?!“, schnauze ich zurück, weil ich alle Hände voll zu tun habe den nervösen Hengst zu halten. Betreten sieht Cooper zu Boden. „Entschuldige. Das sollte jetzt nicht böse klingen, aber ich hab glaub ich grad Stress.“, entschuldige ich mich auch gleich bei ihm. Mit flinken Handgriffen ziehe ich London Lights die Trense auf und fasse die Zügel kurz. Nervös trippelt er neben mir her zum Springplatz. Kaum hat er die Meute an Menschen erspäht, so legt er wieder die Ohren an und zickt rum. Aha, er wird also grantig bei zu vielen Menschen. Gut zu wissen. Ich versuche ihn mit ein wenig Zügelspiel abzulenken, was auf den ersten Blick auch ganz gut funktioniert. Als ich London jedoch aufstellen möchte, schlägt er mit dem Vorderbein nach mir. Eine scharfe Parade und Rückwärts richten kommen prompt als Antwort. Damit hat der Hengst nicht gerechnet. Glücklicherweise ist er nicht der erste mürrische Hengst, um den ich mich kümmern muss. Auf der Trabbahn zeigt der Fuchs sein volles Potenzial und schwebt geradezu über den Boden. Ich muss aufpassen, dass er mir nicht in den Galopp fällt und das ich mit ihm mithalten kann. Beim erneuten Aufstellen zickt er wieder rum, doch ich kann ihn zur Raison bringen. Nachdem nun auch London bockend und wütend schnaubend über die Koppel galoppiert, gesellt sich Breanna zu mir an den Koppelzaun.

„Der Bursche ist nicht ganz einfach. Du musst sein Vertrauen gewinnen. Das wird schon.“, sagt sie nachdenklich und sieht dem Hengst bei seinen Eskapaden zu. „Er ist ein guter Hengst und soll mir noch viele schöne Fohlen bringen, also kümmere dich gut um ihn.“
„Das werde ich Breanna.“
„Und, startest du nun morgen?“
„Ja sicher. Es lief doch ganz gut.“
„Ich sehe Evelyn, du bist ehrgeizig. Das gefällt mir. Hör zu, es ist nie einfach, wenn man irgendwo neu dazu kommt. Du musst dich halt durchschlagen.“, sagt sie fürsorglich.
„Keine Sorge Breanna, ich hab ein dickes Fell. Ich weiß was ich will und ich weiß was ich kann. Ich werde mich nicht mutwillig mit jemandem anlegen, aber ich lasse mir auch nicht alles gefallen.“
„Das ist eine gute Einstellung. Ich drück dir für morgen beide Daumen. Du schaffst es ja sicherlich selbst die Pferde einzuflechten?“
„Danke. Ja klar, das schaffe ich.“ Breanna nickt mir lächelnd zu und verabschiedet sich dann. Ich sehe ihr nach und bewundere diese sympathische Frau, die trotz ihrer Schwangerschaft tatkräftig mit anpackt.

AH OK, danke. Hehe gut, dann werde ich das in meinen nächsten Berichten Berücksichtigen ;)

:D Ich könnte jedes Mal total lachen wenn du und Breanna sich gegenseitig sagen wie faul und langsam ihr seid xD
Das ist wirklich zu schön :D
Danke Jeanine. Ich muss mich auch mal daran setzen, deine Berichte zu lesen.

Danke Hannah :D

:)