4. Turnier und 3 Neuzugänge

Heute Morgen bin ich schon ganz früh wach. Der gestrige Abend mit Rafe geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wie kann ein Mann nur so unheimlich gut aussehen?! Seine wunderschönen grün-braunen Augen, sein braunes Haar und dieser sexy Körper… Ach ja, Evelyn, du verfällst schon wieder sinnlos in irgendwelche Schwärmereien!, denke ich mir und muss über mich selbst lachen. Ein wenig schockiert bin ich ja immer noch über die Tatsache, dass Rafe mal ein richtig übler Bursche gewesen sein soll. So richtig vorstellen kann ich mir das nicht. Aber erhat schon Recht, Menschen ändern sich. Was mir auch zu denken gegeben hat, ist seine Aussage, dass er in der Army immer top fit sein muss. Wenn ich mir da so meine Kondition ansehe, ist da nicht viel von Ausdauer und Kraft zu sehen. Das werde ich ab heute ändern! Ich stehe gerade im Bad und putze mir die Zähne. Danach binde ich meine blonden Haare mit einem grünen Haargummi zu einem Pferdeschwanz zusammen. Für heute steht Frühsport auf dem Programm. Zum Aufwärmen ziehe ich meine kurze dunkelblaue Sporthose an und ein weißes Top. Im Flur schnappe ich mir meine Laufschuhe, ziehe sie an und gehe durch das Wohnzimmer aus der Verandatür zum Strand. Die Sonne geht gerade auf, perfekt um ein wenig am Strand zu joggen. Bereits nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass die Idee mit den Sportschuhen doch nicht so gut war. Kaum habe ich drei Schritte im Sand gemacht, sind meine Schuhe voller Strandsand. Kurzer Hand ziehe ich die Schuhe wieder aus, nehme sie links und rechts in die Hand und laufe Barfuss los. Ich liebe es, mit meinen Füßen im Wasser zu laufen. Nach etwa einer halben Stunde, kehre ich wieder um und laufe zurück zu meinem Haus. Vor der Veranda trockne ich meine Füße mit einem Handtuch ab und schlüpfe in meine Hausschuhe.
Ich lege mich im Wohnzimmer auf den Rücken und mache mit angewinkelten Beinen 50 Sit-Ups plus weitere 50 seitliche Sit-Ups und 20 Liegestütze. Puh! Das ist echt ganz schön anstrengend! Mir tun schon jetzt meine Muskeln weh, aber wer schön sein will, muss leiden. Ich richte mich wieder auf und laufe langsam ins Bad. Ich ziehe mich aus und stelle mich unter die Dusche. Das kühle Wasser ist sehr angenehm. Ich schäume mich ordentlich mit Duschgel ein und wasche mir die Haare. Blitzblank sauber hüpfe ich aus der Dusche, trockne mich schnell ab und trockne meine Haare notdürftig mit einem Handtuch. Nur mit einem Handtuch um meinen Körper gewickelt gehe ich ins Schlafzimmer und krame im Schrank nach meinen Turniersachen. Nachdem ich mir meine Unterwäsche angezogen habe, streife ich mir meine rote Turnierbluse mit weißem Stehkragen über den Kopf. Als nächstes folgt meine weiße Reithose und natürlich meine Kniestrümpfe. In den Sachen werde ich zwar heute reichlich schwitzen, aber auch hier auf Hawaii gibt es eine Kleiderordnung fürs Turnier.

Auf Sporthorses James angekommen, hänge ich erst mal den Anhänger an meinen Jeep, da ich heute nur mit der Württembergerstute Thalia aufs Turnier fahre. Die anderen Rabauken haben heute Freigang auf der Koppel. Trotzdem statte ich den beiden Buben einen Besuch ab. Karlsson freut sich sichtlich über den Apfel, den ich ihm mitgebracht habe und auch London scheint nicht mehr ganz so mürrisch zu sein. Ich streiche ihm liebevoll über die Stirn. Jetzt wird es aber langsam Zeit, dass ich mich um Thalia kümmere. Die kleine Lady hat heuten ihren Auftritt auf dem TS Loarbach. Ich habe 3 Prüfungen mit ihr genannt und bin, nach dem gestrigen Training mit Rick, recht zuversichtlich was unsere Chancen auf eine Platzierung angeht. Die braune Stute empfängt mich mit einem leisen Grummeln.
„Na meine Sonne, wie geht es dir an diesem wunderschönen Tag?“, frage ich sie fröhlich und hole sie mit Halfter und Strick aus der Box. Gelassen bleibt sie am Putzplatz stehen, während ich ihre Zöpfe noch mal richte und sie über bürste.
„Na Evelyn, geht es los?“, fragt mich Breanna, die gerade auf den Weg zu den Weiden ist, um sich eines ihrer Pferde zum reiten zu holen.
„Ja, aber nur für Thalia. Die anderen Beiden bleiben zu Hause.“, sage ich und fette noch schnell die Hufe von meiner Berittstute ein.
„Na dann, ich wünsche dir viel Erfolg.“, sagt Breanna, zwinkert mir zu und verschwindet dann in Richtung Pferdeweiden. Ich verpasse Thalia noch ihre blauen Transportgamaschen und führe sie dann in Richtung Pferdeanhänger, von dem ich bereits die Verladeklappe heruntergelassen habe. Die 5-jährige Stute ist mittlerweile so routiniert, dass sie allein auf den Hänger geht. Ich verschließe hinter ihr die Stange und schließe die Verladeklappe. Kurz darauf sind wir auf dem Weg zum Turnierstall Loarbach.

Es herrscht bereits reges Treiben am Veranstaltungsort, als wir dort ankommen. Der Platzwart teilt uns einen Parkplatz neben einem großen weißen LKW zu. Ich grüße mein Nachbarn mit einem freundlichen Kopfnicken und öffne die Verladeklappe von Thalias Anhänger, ohne jedoch die Stute rauszuholen. Mein direkter Weg führt erst ein mal zur Meldestelle, um zu sehen wie die Veranstalter im Zeitplan liegen. Die nette Dame in der Meldestelle gibt mir eine Starterliste für meine erste Prüfung, einer Dressurpferdeprüfung der Klasse A. Ich schaue mir das Starterfeld genau an und erkenne einige bekannte Namen. Das wird eine harte Nuss! Das Starterfeld studierend, gehe ich zurück zum Anhänger und hole die Trense aus der Sattelkammer, die ich am gestrigen Tag bereits eingeräumt hatte. Thalia empfängt mich im Anhänger mit gespitzten Ohren.
„So Mausi, jetzt geht es los.“, sage ich aufmunternd zu ihr und nehme ihr das Halfter ab, um die gleich auftrensen zu können. Artig nimmt die das Gebissstück in den Mund. Ich lege ihr die Zügel über den Hals und steige aus der seitlichen Hängertür, um nach hinten zu gehen und die Stange zu öffnen. Ich zupfe kurz an Thalias Schweif und schon kommt die kleine Maus, Schritt für Schritt, aus dem Anhänger gekrabbelt. Ich klopfe ihr lobend den Hals, nehme die Zügel in eine Hand und angle nach dem Dressursattel mit der weißen Schabracke, den ich ins Grad neben den Anhänger gelegt habe, um ihr den Sattel kurz danach behutsam auf den Rücken zu legen und festzugurten. Brav bleibt die junge Stute stehen und wackelt nur ein Mal mit dem Kopf, weil sie eine Fliege stört. Ich klopfe ihr erneut den Hals und steige, nachdem ich nochmals nachgegurtet habe, vorsichtig auf und reite sie im Schritt zum Abreiteplatz.

Ich staune immer wieder über Thalia. Die braune Stute mit dem hübschen Keilstern meistert ihre Aufgaben als junges Turnierpferd wirklich gut. Auf dem Abreiteplatz zeigt sie sich sehr routiniert. Sie reagiert folgsam auf meine Hilfen, lässt sich weich stellen und biegen und geht in jeder gewünschten Gangart, die ich ihr vorgebe. Heute spüre ich zum ersten Mal vollkommene Harmonie zwischen mir und der Stute.
Dann ist es so weit. Thalia und ich reiten in die Dressurpferdeprüfung der Klasse A ein. Die Aufgabe ist anspruchsvoll, genau wie das Starterfeld. Die Harmonie vom Abreiteplatz spüre ich nun auch in der Prüfung. Thalia vermittelt mir ein sehr sicheres Gefühl. Sie zeigt sich von ihrer besten Seite und erhält dafür – verdient – eine Wertnote von 8,6.
Nach der Prüfung falle ich ihr überglücklich um den Hals. Die Stute schnaubt zufrieden. Ich reite sie auf dem Abreiteplatz noch ein wenig im Schritt, bis wir zur Siegerehrung aufgerufen werden. Völlig überrumpelt und überglücklich empfangen wir die Siegerschleife aus den Händen der Richter. Mit stolz geschwellter Brust steht Thalia da, als wisse sie, dass wir gewonnen haben. Ich muss mir sogar ein Tränchen wegdrücken. Bevor wir zur Ehrenrunde abbrechen, streiche ich der Württembergerin liebevoll über den Hals. Strahlend führen wir die Ehrenrunde an.
Bis zur nächsten Prüfung haben wir noch etwas Zeit, also nehme ich Thalia Sattel und Trense ab und tausche es gegen ihr Halfter mit Strick. Zufrieden grast die Stute ein wenig. Ich sehe ihr überglücklich dabei zu.
„Na Champion! Gut geritten.“ Mit einem breiten Grinsen steht Rafe vor mir.
„Danke, aber sie war heute wirklich perfekt!“
„Ihr beide.“, sagt er charmant lächelnd. Ich sehe ihn verlegen an und werde natürlich wieder rot. „Reitest du die Springpferde auch noch?“
„Ja, beide A-Prüfungen. Dann hat sie für heute aber auch genug getan.“
„Dann wünsche ich dir viel Glück.“, sagt Rafe und lässt seinen Blick über das Turniergelände wandern. Ich hoffe, dass er mich heute Abend zum Essen einlädt: „Leider werde ich mir deine Ritte nicht ansehen können. Ich muss zurück zum Stützpunkt.“, sagt er nüchtern.
„Schade.“, sage ich niedergeschlagen.
„Wir sehen und bald wieder, Evelyn.“, sagt er freundlich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
„Wir sehen uns bald wieder.“, erwidere ich und sehe ihm nach, wie er langsam in der Menge der Schaulustigen verschwindet. Schade, ich hatte wirklich gehofft, noch ein Mal einen so schönen Abend wie gestern mit ihm zu verbringen.
„Na komm mein Mädchen. Wir müssen wieder an die Arbeit.“, sage ich gedankenverloren zu Thalia, die mir bereitwillig folgt. Ich lasse sie noch aus dem Wassereimer saufen und lege ihr dann die weißen Gamaschen an. Passen dazu kommt der schwarze Springsattel mit der weißen Schabracke auf ihren Rücken. Nachdem ich auch die schwarze Ledertrense verschnallt habe, steige ich behutsam in den Sattel und reite zum Springabreiteplatz. Ich reite Thalia warm und beginne schon bald mit den ersten Kreuzspringen. Sie ist konzentriert bei der Sache. Nach wenigen Steil- und Oxersprüngen geht es für uns auch gleich los. Wir sind in der Startfolge ziemlich früh an der Reihe. Thalia springt sauber und ohne Fehler. Leider kam sie 2 Mal in den Kreuzgalopp, weshalb wir eine Endnote von 7,5 und somit den siebenten Platz außerhalb der Platzierung erreichen. Ich bin trotzdem sehr stolz auf die kleine Maus.
Die zweite Springpferdeprüfung der Klasse A** läuft wesentlich besser. Kein Kreuzgalopp, keine Hindernisfehler, keine Zeitfehler. Thalia ist mal wieder über sich hinaus gewachsen und sichert sich mit einer gewichteten Endnote von 8,4 den zweiten Platz. Ich kann gar nicht sagen wie stolz ich auf die hübsche braune Stute bin, die mal wieder ihre ganze Nervenstärke bewiesen hat. Nachdem wir zum Hänger zurück geritten sind, hat sie natürlich erstmal ordentlich durst. Ich lasse sie aus dem Wassereimer saufen und schiebe ihr als Belohnung einen Apfel ins Maul. Kurz darauf verlade ich Thalia, damit wir dann auch nach Hause fahren können. Sie möchte sich sicher noch auf der Weide wälzen und den Tag entspannt ausklingen lassen.

Auf Sporthorses James ist mal wieder viel los. Ich bringe Thalia auf die Weide und sehe noch ein mal nach meinen beiden Fuchshengsten. Sie grasen zufrieden auf der Weide. Beide bekommen noch eine ordentliche Portion Streicheleinheiten und einen Apfel von mir, bevor ich mich auf den Weg zu den anderen Weiden mache. Während ich so an den Hengstweiden vorbei laufe, fällt mir ein brauner Junghengst ins Auge. Ich schätze ihn auf einen etwas älteren Jährling. Er ist sehr gut entwickelt und grast friedlich neben einem anderen Hengst. Als hätte er meinen Blick gespürt, hebt er den Kopf, sieht in meine Richtung und spitzt die Ohren. Ich lächle ihm versonnen zu und betrachte den hübschen Kerl. Er hat vorne links und hinten links jeweils weiße Fesseln, ansonsten keine weiteren Abzeichen. Plötzlich rast er, wie von der Tarantel gestochen, los und bockt wild über die Weide. Ruckartig bleibt er stehen, schnaubt kurz, um dann wieder in vollem Tempo loszurasen. Er gefällt mir außerordentlich gut. Einer Eingebung folgend, mache ich mich auf den Weg zu Breanna, die, wie ich hoffe, im Büro im Hauptstall sein wird. Doch leider: Fehlanzeige. Mh, wo kann sie denn sonst sein? Auf dem Reitplatz ist sie nicht, da bin ich ja gerade vorbei gekommen, aber vielleicht auf den Weiden? Ich gehe also in Richtung Weiden los.
Logan führt gerade einen schönen dunkelbraunen Hengst über den Hof.
„Hey Logan! Hast du Breanna gesehen?“, frage ich ihn aufgeregt.
„Ja, sie ist bei den Jungstuten auf der Weide. Glückwunsch zum Sieg und zur Platzierung.“
„Danke! Das spricht sich ja schnell um.“, sage ich grinsend zu ihm und laufe los. Schon von weitem erkenne ich den Rotschopf. Sie steht inmitten einer Traube von 1- und 2-jährigen Stuten und hat ihren Sohn Nathan Romeo auf dem Arm, der ebenfalls ihre roten Haare geerbt hat.
„Hallo Breanna!“, sage ich atemlos.
„Hallo Evelyn. Glückwunsch!”, sagt sie freundlich und krault einer gescheckten Stute den Kopf.
„Danke. Du, ich muss dich was fragen! Der braune 2-jährige Hengst auf der Junghengstweide, der mit den weißen Fesseln vorne und hinten links, wem gehört der?“
„Das müsste Freibeuter sein. Er gehört mir, steht aber, wie die meisten Pferde hier zum Verkauf.“
„Und was hat er für eine Abstammung?“
„Freshley Minted xx aus unserer Ehemalige. Warum?“
„Nun ja, ich finde ihn sehr schön. Seine Bewegungen sind auch nicht schlecht und da ich ja eh mal irgendwann wieder Nachwuchspferde brauche, dachte ich mir, der wäre ein potenzieller Kandidat.“
„Ja sicher, du kannst ihn gerne haben. Wenn du aber auf der Suche nach guten Nachwuchspferden bist, möchte ich dir die beiden Stuten hier ans Herz legen. Der Schecke ist die erste Tochter von Thalia. Ihr Vater ist der Württemberger Hengst Pilgrim vom Gestüt Elwen aus Deutschland. Wenn die kleine Maus nur die Hälfte vom Potenzial ihrer Eltern geerbt hat, dann gehst du mit ihr später definitiv mal S-Springen. Ihr Name ist Pocahontas. Und die kleine dunkelbraune Dame daneben ist Cassidy Picaro. Sie ist von einem Sohn unseres Carpe Noctem, Cassini Picaro. Ihre Mutter ist Broadway Starlet, die ich dir ja nun nicht weiter vorstellen muss.“, sagt Breanna mit einem Augenzwinkern. „Du hättest mit ihr eine Enkelin von Jeanines Broadway Lights.“
Ich sehe mir die beiden Stuten genau an. Schön sind sie ja. Breanna lässt ihren Blick auf mir ruhen. Ich sehe sie nachdenklich an:
„Also gut, Breanna, aber nur weil du sie mir empfiehlst!“, sage ich lachend.
„Wunderbar! Möchtest du die Formalitäten gleich klären?“
„Ja, wenn du Zeit hast?“
„Natürlich. Das Geld kannst du mir ja überweisen. Du weißt ja, was unsere Jungpferde kosten.“
„Na klar. Danke Breanna.“, sage ich glücklich und werfe noch einen Blick auf meine eigenen beiden Stuten. Kurz darauf unterzeichne ich in Breannas Büro 3 Kaufverträge.

Danke dir :)
Thalia macht sich wirklich gut. *lach*

Haha.
„Also gut, Breanna, aber nur weil du sie mir empfiehlst!“
So ging mir das früher mit Jeanine auf Rosenberg. Die hat mir quasi meinen ganzen Haufen angedreht. :)Glückwunsch zu deinen neuen drei eigenen HottaHüs. Und ich glaub wo ihr jetzt bald alle ein Broady-Nachkommen habt, brauch ich auch einen. Das ist jetzt so das neue Must-Have, oder? ;P

Danke Mädels :D