5 Fröhliches Halloween

Es ist mittlerweile Ende Oktober. In Deutschland ist es jetzt sicher sehr kalt und ungemütlich. Hier auf Hawaii ist es noch schön warm. Da es Morgens aber noch etwas kühler ist als am Nachmittag, bin ich heute schon sehr zeitig auf der Anlage von Sporthorses James. Breanna und Logan sind gerade fertig mit dem Füttern der Pferde. Sie sitzen gerade am Frühstückstisch im Wohnhaus. Ich winke ihnen durch das Küchenfenster zu. Die kleine Familie winkt freundlich zurück. Mein erster Weg führt zu Thalia.
„Na Mädchen, wie geht es dir heute?“, frage ich die Braune und schiebe die Boxentür auf. Ich streiche ihr liebevoll über den Keilstern auf ihrer Stirn und lege ihr dann ihr rotes Halfter an. Bereitwillig folgt sie mir nach draußen. Wir schlagen den direkten Weg zu den Weiden ein. Thalia spitzt die Ohren. Sie scheint zu ahnen, dass sie jetzt raus darf. Ich führe sie durch das offene Weidetor und drehe sie um, so dass sie mit dem Kopf zum Tor steht.
„So Süße, genieß den Tag.“, sage ich liebevoll und nehme ihr das Halfter ab. Thalia bleibt noch einen Moment bei mir stehen, dreht sich dann langsam um und trabt erhobenen Hauptes über die Weide zu den anderen Stuten. Ich sehe ihr lächelnd hinterher und hänge mir das Halfter über die rechte Schulter. Auf meinem Rückweg zum Hof komme ich an den Weiden der Jungstuten vorbei. Ich lasse es mir nicht nehmen, auch bei meinen beiden neuen Mädels vorbei zu schauen. Pocahontas und Cassidy sind wie Latsch und Bommel. Sie grasen nur wenige Schritte voneinander entfernt in der großen Herde. Ich klettere zwischen den beiden untersten Zaunlatten durch und gehe über die Weide. Als mich die beiden Grazien bemerken, heben sie, wie auch die meisten anderen Jungstuten, ihre Köpfe. Pocahontas grummelt sogar leise. Fast so wie ihre Mutter.
„Na Mädchen, wie geht es euch?“, frage ich die Beiden und werde kurz darauf von zwei kleinen Pferdeschnuten auf Leckerlies untersucht. Natürlich finden sie die beiden Äpfel, die ich ihnen mitgebracht habe, auf Anhieb. Genüsslich zermalmen sie das Fruchtfleisch. Es macht sich schon bemerkbar, dass ich mich jeden Tag mit ihnen beschäftige und wenn es nur Schmusen und Kraulen ist. Zumindest sind sie handzahm. In den nächsten Tagen werde ich anfangen, ihnen mal ein Halfter drauf zu machen und sie vielleicht ein bisschen zu führen. Sicherlich werde ich mir dafür einen Helfer suchen müssen, aber auf dem Hof laufen ja genügend Menschen rum. Ich verabschiede mich von Pocahontas und Cassidy und mache mich auf den Weg zu den Hengsten.
Mein kleiner süßer Freibeuter erwartet mich bereits am Koppelzaun. Jeden Tag ist er der Erste, der mich begrüßt. Ihn habe ich besonders ins Herz geschlossen. Er reckt seinen edlen Kopf über die oberste Latte des Holzzaunes und spielt mit seiner Oberlippe.
„Na mein Junge. Wie geht es dir?“, frage ich ihn, während ich ihm liebevoll über die Stirn streiche. Ein entspanntes Schnauben als Antwort reicht mir, um zu wissen, dass sich Freibeuter mal wieder rund herum wohl fühlt. Auf den frechen Braunen halte ich große Stücke. Er wird später sicher mal ein gutes Sportpferd werden. Ich verabschiede mich von dem Braunen und gehe in den Hengststall. Kaum habe ich die Stallgasse betreten, da donnert London auch schon energisch mit seinen Hufen gegen die Boxenwand.
„Ist ja schon gut, ich komm ja schon.“, sage ich belustigt und begrüße meine beiden Halunken ausgiebig mit Knuddeleien. Nachdem ich mich vergewissert habe, dass London und Karlsson ihr Futter aufgefressen haben, bringe ich sie auf ihre Koppeln.

Heute ist ein ganz besonderer Tag. Heute ist der 31. Oktober und wir alle wissen ja was das bedeutet. Richtig: HALLOWEEN! Schon seit Tagen arbeiten wir an unserer Reithölle. Mittlerweile sieht sie echt schaurig schön aus. Man merkt die Anspannung, die sich langsam zwischen den Teammitgliedern verbreitet. Natürlich ist es nur ein kleines Turnier und es soll auch nur zum Spaß sein, aber dennoch ist bei jedem ein gewisser Ehrgeiz zu spüren. Vor allem bei Jeanine, die gerade gewissenhaft ihr Lederzeug fettet.
„Na Jeanine, sind deine Pferde gut vorbereitet?“, frage ich sie freundlich und reiche ihr das Lederfett, das ihr gerade aus der Hand gefallen ist.
„Oh, danke. Ja klar. Meine sind top fit. Und deine?“, fragt sie herausfordernd.
„Alles im grünen Bereich.“, gebe ich lässig zurück.
„Nun ja, wir werden ja sehen wer am Ende die Nase vorn hat.“, sagt Jeanine und arbeitet weiter an ihrem Springsattel. Es ist schon merkwürdig. Jeanine ist ein sehr erfolgreiche Reiterin, die keinen Zweifel daran lässt, dass sie gewinnen will, aber sie ist dabei nicht arrogant wie andere Reiter, sie ist einfach so wie sie ist. Irgendwann, wenn die Zeit reif ist, werden wir uns sicherlich in einem großen Springen messen und erbitterte Konkurrentinnen sein. Ich lächle sie an und mache mich auf den Weg zu meinem Auto. Bevor wir allerdings über Kürbisse und Totenköpfe springen, muss ich noch nach Pearl Harbor, um mein Kostüm abzuholen. Schon seit Wochen freue ich mich darauf, endlich in mein Halloweenkostüm zu schlüpfen. Auf dem Weg nach Pearl Harbor lasse ich die Musik im Radio auf vollen Touren laufen und singe lautstark mit, während der warme Wind durch mein Haar fährt. Wie so oft ist das Wetter mal wieder herrlich. Es hat wirklich seine Vorteile, hier auf Hawaii zu leben. Wenn ich daran denke, dass in Deutschland jetzt kaltes Schmuddelwetter ist, ziehe ich die warme hawaiianische Luft alle mal vor.
„Hallo.“, werde ich da von einer sympathischen Männerstimme aus meinen Gedanken gerissen.
„Hallo Rafe.“, sage ich lächelnd, als ich den gut aussehenden U.S. Army Soldaten vor mir sehe.
„Was machst du hier?“, fragt er neugierig und sieht mir direkt in die Augen, als könne er auf den Grund meiner Seele blicken.
„Ich ähh bin nur hier, weil ich mein Kostüm für heute Abend abholen will.“, sage ich mit weichen Knien, die ich in letzter Zeit immer bekomme, wenn ich Rafe sehe oder auch nur an ihn denke.
„Ein Kostüm? Wofür brauchst du denn ein Kostüm?“, fragt er interessiert.
„Wir veranstalten heute auf Sporthorses James ein Halloweenturnier mit anschließender Party in der Reithalle. Kostüm ist natürlich Pflicht.“
„So so und als was verkleidest du dich?“
„Dir sagt doch sicherlich der Film Van Helsing etwas. Ich gehe als Anna Valerious.“
Er lächelt mich spitzbübisch an: „Und wer ist dein Van Helsing?“
„Den gibt es nicht.“
„Aber in der gruseligsten Nacht des Jahres musst du doch beschützt werden vor den ganzen Wehrwölfen und Untoten.“
„Ich denke Anna kann auf sich selbst aufpassen.“, sage ich tapfer, obwohl ich mir wünsche, dass Rafe auch zu unserer Party kommt.
„Das stimmt. Ich würde dich gerne begleiten, aber ich habe leider Nachtwache in der Kaserne.“, sagt Rafe und lässt seinen Blick über den Hafen von Pearl Harbor wandern.
„Da kann man nichts machen.“, sage ich niedergeschlagen und versuche ein klägliches Lächeln.
„Kopf hoch, Anna Valerious! Das wird mit Sicherheit nicht die letzte Party sein, schon gar nicht hier auf Hawaii.“, sagt er mit einem charmanten Lächeln.
„Da hast du allerdings Recht. Also gut Rafe, ich muss jetzt weiter. Sehen wir uns bald wieder?“
„Wir sehen uns bald wieder.“, sagt er und sieht mir dabei fest in die Augen. Für den Bruchteil einer Sekunde wird mir flau im Magen. Warum bringt er mich denn immer so aus der Fassung? Ich sehe ihm nach, wie er an der Promenade entlang in Richtung Kaserne geht. Seine Muskeln zeichnen sich deutlich gegen das weiße T-Shirt ab, das er trägt…
„Hey Evelyn!“, vernehme ich da eine freundliche Frauenstimme und werde somit unsanft aus meiner Betrachtung gerissen.
„Hey Hannah, was machst du denn hier?“
„Ich will mein Kostüm abholen.“, sagt die blonde Spanierin lachend.
„Na das passt ja, ich will meins auch gerade abholen.“ Gemeinsam gehen wir in den Laden, der verschiedene Kostüme nicht nur verleiht, sondern auch verkauft. Hannah hat sich ein sehr schönes feminines Hexenkostüm ausgesucht. Wir bezahlen unsere Kleidung und gehen dann noch in einem Café einen Cappuccino trinken, bevor wir wieder getrennter Wege nach Hause fahren.

In meinem Haus direkt am Strand angekommen, beginne ich damit, mich für die Wettkämpfe und die Party vorzubereiten. Als erstes nehme ich eine erfrischende Dusche, dann creme ich mich mit meiner Lieblingsbodylotion ein und schlüpfe dann in mein Anna Valerious-Kostüm. Die Lederhose sitzt ganz schön eng. Hab ich etwa zugenommen? Kleine Panikattacke. OK, hab morgen gehe ich wieder schwimmen. Die weiße Bluse sitzt perfekt. Das Korsett ist auch sehr angenehm zu tragen. Das hätte ich wirklich nicht gedacht. Ich stelle mich breitbeinig hin, so als säße ich auf einem Pferd und mache die Bewegungen, die ich nachher im Parcours über dem Sprung machen werde, nach, um zu sehen wie beweglich mein Kostüm ist. Das Kostüm ist definitiv reittauglich.
Ich gehe ins Bad, um meine Haare, die ich vorher gewaschen habe, mit dem Föhn zu trocknen. Da ich von Natur aus wellige Haare habe, entschließe ich mich dazu, mit dem Lockenstab etwas nachzuhelfen. Kurz darauf beginne ich mit dem Schminken. Ich pudere mein Gesicht mit hellem Puder, damit es schön weiß wirkt. Zusätzlich zu meinem Kostüm habe ich mir eisblaue Kontaktlinsen ohne Stärke geholt, die ich nun auf meine hellbraunen Augen lege. Ein kurzer Blick in den Spiegel zeigt mir, dass ich verdammt gruselig aussehen kann. Zusätzlich zu dem Make Up benutze ich noch rote Blutfarbe am Mundwinkel und betone meine Augen mit schwarzem Eyeliner und ordentlich Wimperntusche. Perfekt!

Auf Sporthorses James ist einiges los. Die ersten auswärtigen Teilnehmer sind bereits in schaurig schönen Kostümen angereist und beginnen ihre Pferde zu richten. Auch ich mache mich auf den Weg zu den Stallungen. Breanna hat freundlicherweise die Pferde schon rein geholt, somit kann ich gleich mit dem Einflechten von Thalia beginnen. Die Stute kennt das mittlerweile. Anfangs stand sie beim Einflechten nie still, weil ihr langweilig wurde, aber jetzt genießt sie es richtig und döst. Nachdem ich mit Thalia fertig bin, laufe ich quer über den Hof und laufe fast mit einer schwarzen Hexe im Wellenkleid zusammen, die sich als Breanna entpuppt:
„Huch! Evelyn, seit wann hast du blaue Augen?“, erstaunt sieht mich Breanna an.
„Ich bin nicht Evelyn. Ich bin Anna Valerious und töte Wehrwölfe.“, sage ich mit dunkler Stimme zu ihr. Sie kann sich ein Lachen nicht verkneifen.
„Oha, dann will ich dich nicht länger aufhalten. Wir sehen uns in der Reithalle.“
„Klar, bis gleich.“, sage ich und gehe zum Hengststall, in dem Karlsson schon darauf wartet eingeflochten zu werden.
Eine der Reitschülerinnen der Springgruppe, Alexis, hilft mir mit meinen beiden Pferden, da ich in einigen Prüfungen mit zwei Pferden in einer Abteilung antrete. Als Erstes geht Thalia im Kostümspringen der Klasse A an den Start. Die gruselige Hallendekoration stört sie wenig. Wir beenden die Prüfung mit einem tollen 3. Platz. Alexis nimmt mir Thalia in der Abreitehalle ab und reitet sie im Schritt am langen Zügel, während ich Karlsson entgegen nehme, der sich heute besonders schreckhaft zeigt. Das Kostümspringen der Klasse L wird in drei Abteilungen ausgetragen. Der Fuchshengst und ich starten gleich in der ersten Abteilung. Ich streiche Karlsson beruhigend über den Hals, als wir in die Halle einreiten. Er zieht merklich das Hinterteil ein. Im scheint Halloween nicht so wirklich Spaß zu machen. Es kostet mich Einiges an Durchsetzungsvermögen, den gewaltigen Fuchshengst durch den Parcours zu drücken. Da er heute besonders guckig ist, landen wir abgeschlagen mit einem Fehler auf dem 11. Platz. In der Abreitehalle wartet bereits Alexis auf uns, die dem Fuchs einen Zucker zwischen die Zähne schiebt. Ich lade Alexis auf einen Blutsaft ein und bereite mich dann mit Thalia auf die A-Dressur vor, die wir mit einem sehr guten vierten Platz beenden. Auch Karlsson muss noch ein Mal in die Hölle des Grauens, um in der Dressurprüfung Klasse L zu starten. Beinahe wäre er mir aus dem Viereck gesprungen. Resultat: abgeschlagener 11. Platz wie in der Prüfung davor. Trotzdem bekommt der Gute ein Lob und wird von Alexis zurück in seine Box gebracht.
Thalia muss ein letztes Mal für heute ran. Die letzte Prüfung des heutigen Tages bildet der Parcours aus selbst gebauten Hindernissen bis zur Klasse A. Ich merke sofort, dass Thalia etwas müde wird. Sie gibt sich aber wirklich Mühe und so können wir uns auf dem siebenten Platz wieder finden. Ich bin sehr stolz auf die braune Stute, die heute wirklich Nervenstärke gezeigt hat. Alexis hilft mir noch, meine Pferde zu versorgen.
Ich gehe über den Hof, als ich Logan sehe, der sich gerade mit einem Fahrer eines Transportunternehmens unterhält. Plötzlich poltert es im Anhänger. Ich eile zu ihnen und sehe gerade noch, wie die hintere Begrenzungsstange raus fliegt und kurze Zeit später eine verängstigte, abgemagerte und misshandelte Ponyfuchsstute auf dem Hof steht. Logan versucht mehrmals sie einzufangen, aber sie lässt sich nicht anfassen. Der Fahrer sagt uns, dass die Stute wohl zu Hannah gehört. Gleichzeitig brüllen Logan und ich los:
„Haaaaaannnnnnnnaaaaaaaah!!!“, die kurz darauf aus dem Stall auf den Hof gelaufen kommt.
„Hannah, die Stute lässt sich nicht einfangen. Versuch du mal dein Glück. Du kennst sie doch.“, sage ich verzweifelt und sehe in Hannas Augen pure Trauer und Fassungslosigkeit über den Zustand der Stute. Mit viel Ruhe schafft sie es, die Stute einzufangen. Ich helfe ihr noch, das arme Tier zu waschen, da sie überall Wunden hat, die dann von unserem Tierarzt versorgt werden. Hannah bedankt sich bei mir und ich biete ihr weiterhin meine Hilfe bei der Stute an. Nachdem der arme Fuchs ein wenig Heu gefressen hat und sich hingelegt hat, begeben wir uns auch in Richtung Reithölle zur Halloweenparty.

Die Reithalle ist voll von Zombies, Wehrwölfen, Hexen, Frankensteinmonstern, Fledermäusen, Vampiren und Schreckgespenstern. Als Hannah und ich dazu kommen, ist die Party bereits in vollem Gange und einige betrunkene Gestalten kommen uns torkelnd entgegen. Hannah und ich stürmen gleich auf die Tanzfläche, auf der sich auch Jeanine und Breanna zu uns gesellen. Wir haben mächtig Spaß. Nach gefühlten 50.000 durchgetanzten Songs wird es Zeit eine kleine Erfrischung an der Bar zu nehmen. Blutbowle mit Augen ist der absolute Renner heute. Hannah gibt eine Runde Cocktails aus und ich die zweite Runde. Kurz darauf merke ich, wie der Alkohol anschlägt. Ich setze mich auf einen Barhocker und lasse meinen Blick durch die tanzenden Menschen wandern. Breanna tanzt mit ihrem Logan, Jeanine mit ihrem Rick, genau so wie viele andere Paare und plötzlich fühle ich mich ganz einsam. Einer Eingebung folgend, gehe ich nach draußen auf den Hof und schlendere Gedankenverloren zu den Hengstweiden. Die Jährlinge und Zweijährigen stehen auch über Nacht draußen. Als Freibeuter mich entdeckt, kommt er zum Zaun getrottet, um sich kraulen zu lassen. Meine Gedanken schweifen zu Rafe ab. Ich kenne ihn fast gar nicht, aber ich fühle mich definitiv extrem zu ihm hingezogen. Wenn er doch heute Abend nur hier wäre…
„Hey! Was machst du denn hier draußen?“, werde ich unverhofft aus meinen Gedanken gerissen. „Die Party findet doch in der Reithalle statt oder bin ich zu spät und es ist schon alles vorbei?“
Ungläubig drehe ich mich um. Ein in schwarz gekleideter Mann steht vor mir. Schwarze Lederhose, schwarze Weste, weißes Hemd, schwarzer Mantel und Lederhut, den er tief ins Gesicht gezogen hat.
„Rafe?“, frage ich unsicher und mein Herz macht einen Freudensprung.
„Ich bin nicht Rafe. Mein Name ist Van Helsing. Du musst Anna Valerious sein. Darf ich dich auf einen Drink einladen?“, sagt er charmant grinsend.
Einer plötzlichen Eingebung folgend, kreische ich kurz auf und falle Rafe um den Hals.
„Na holla!“, sagt er lachend und legt seine starken Arme um meine Taille. Ich kann mein Glück kaum fassen.
„Ich dachte du hast Nachtschicht?“
„Ein Kamerad ist für mich eingesprungen. Ich muss dich doch vor Graf Dracula und Frankenstein beschützen.“, sagt er lachend und löst seine Umarmung. Ich sehe ihn strahlend an und hacke mich bei ihm unter während wir zurück in die Reithalle gehen.
Die Mädels von Sporthorses James wollen sofort wissen, wer denn der unbekannte schwarze Mann ist, den ich von draußen mitgebracht habe. Wir verleben einen wirklich schönen Abend. Jeanine und Hannah meinen es wohl ein wenig zu gut mit dem Alkohol. Vor meinen Augen dreht sich bereits alles. Rafe scheint es zu bemerken:
„Evelyn, möchtest du vielleicht mal kurz mit mir raus gehen?“, fragt er besorgt und legt mir fürsorglich einen Arm um meine Taille.
„Das ist eine gute Idee.“, sage ich und gehe schwankend mit seiner Hilfe zur Tür.

Die klare Nachtluft ist Balsam für meine kaum noch vorhandene Nüchternheit. Wenigstens dreht sich nicht mehr alles.
„Wollen wir ein Stück gehen?“, fragt Rafe, seinen Arm immer noch um meine Taille gelegt.
„Gern.“, sage ich und genieße es in vollen Zügen. Der Himmel ist klar und der Vollmond steht hoch am Horizont. Wir gehen zum Strand und laufen Barfuss durch die leichten Wellen. Ich könnte platzen vor Glück! Eine so herrliche Nacht und ich darf sie mit Rafe verbringen! Ob er mich auch gut findet? Bestimmt nicht…
„Evelyn, ich muss dir was sagen.“, beginnt er und sieht mich eindringlich an.
„Schieß los.“, sage ich aufgeregt. Rafe löst seinen Arm von meiner Taille und greift nach meinen Händen. Wir bleiben stehen und ich sehe uns schon wild rumknutschend im Sand liegen.
„Evelyn, ich muss für eine Weile hier weg gehen.“, sagt er trocken. Ich nehme seine Worte nicht wirklich wahr und brauche eine Weile, bis sie in meinem Gehirn ankommen.
„Aber warum? Wo gehst du denn hin?“, frage ich mit zittriger Stimme.
„Ich wurde zu einem Einsatz nach Afghanistan beordert.“
„Aber wie können die dir so was befehlen?“, frage ich ängstlich und balle meine Hände zu Fäusten.
„Einem Soldaten muss man nichts befehlen, Evelyn. Ich komme wieder.“, sagt er mit sanfter Stimme und legt seinen Zeigefinger an mein Kinn damit ich ihm in die Augen sehen kann. Ein warmes, herzliches Lächeln liegt auf seinen Lippen. Meine Augen füllen sich mit Tränen, wenn ich nur daran denke, dass er bald an den gefährlichsten Ort der Welt geht. „Du bist eine ganz wunderbare Frau Evelyn, ich könnte dich niemals im Stich lassen. Ich komme bald wieder und dann führe ich dich zum Essen aus und wir verbringen eine schöne Zeit zusammen.“
„Pass auf dich auf Rafe.“, sage ich mit zittriger Stimme.
„Eine Sache muss ich noch tun, bevor ich gehe.“, sagt er leise und legt seine Hände an mein Gesicht. Ganz langsam legt er seine Lippen auf meine. Sein Duft und der Kuss rauben mir den Atem. Ich kann nicht mehr klar denken und verliere mich vollkommen in diesem leidenschaftlichen Kuss. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals. Rafe legt seine Arme um meine Taille und drückt mich an sich. Ich liebe es, seinen Körper so dicht an meinem zu spüren. Als wir den Kuss beenden, bin ich für den Bruchteil einer Sekunde atemlos.
„Komm, ich bringe dich nach Hause.“, sagt Rafe und legt wieder seinen Arm um mein Taille. Ich schmiege mich eng an ihn und kann das alles noch gar nicht fassen.
„Ich werde dir schreiben, Evelyn. Wir sehen uns bald wieder.“, sagt er lächelnd und gibt mir einen leichten Kuss.
„Wir sehen uns bald wieder.“, sage ich und sehe ihm nach, bis er in der Dunkelheit verschwunden ist.

Danke.
Oh, na ja, Logan oder Rick, ist ja fast das Gleiche ;P

Danke ihr Zwei. Positiv denken. Das stimmt. Die Zeit wird zeigen was passiert ;)

Danke Breanna.
Nun ja, die Möglichkeit, dass er als Verwundeter oder anderer Mensch zurück kommt, ist natürlich groß. Vielleicht geht aber auch alles gut und wir können da weiter machen wo wir aufgehört haben.

Das freut mich natürlich, dass meine Berichte so gut ankommen. Ich muss allerdings sagen, dass ich ab Mitte des Berichts nicht wirklich mehr Lust hatte, ihn zu Ende zu schreiben.

Schreibe aber schon wieder am Nächsten :D